Dieser Titel ist super gewählt. Kein Wunder, dass Timothy Ferriss es damit (und mit dem interessanten Inhalt) geschafft hat, in kürzester Zeit auf die Bestsellerliste der New York Times zu gelangen. Vor dem Schreiben dieses Newsletters habe ich mich gefragt, welche Bücher mich in den letzten Jahren besonders beeindruckt haben.

Im letzten Jahr war es das Buch „The world is flat“ von Thomas Friedman, welches jetzt auch auf Deutsch erschienen ist. Es hat mir ein vollkommen neues Bild unserer Welt geliefert. Die Auswirkungen der weltweiten Internetverbindungen sind mir vorher nie so deutlich geworden. Wer ihn noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich meinen damaligen Beitrag auf dem Job&Joy Blog .

So, und dieses Jahr ist es das Buch von Timothy Ferriss. Mit seinem Ansatz der 4 Stunden Arbeitswoche sprengte er genauso meinen bisherigen Denkrahmen wie im letzten Jahr Thomas Friedman. Ich sehe jetzt schon den einen oder anderen den Kopf schütteln. „4 Stunden nur arbeiten, und dann noch in der Woche – das geht doch gar nicht. Das wäre ja wie Urlaub oder wie Rente.“

Aber es geht Timothy gar nicht um diese vier Stunden, sie sind nur der Aufhänger, den er als Titel gewählt hat. Dass er es versteht, den Denkrahmen zu sprengen, zeigt sich schon in der Art und Weise, wie er seinen Buchtitel ausgewählt hat. Er hat über Google Adwords viele verschiedene Titel getestet. Und der bei weitem beste Titel ist es dann geworden. Ich habe von keinem Autor bisher gelesen, der den Markt (und die potentiellen Leser) auf diese Art und Weise über einen möglichen Titel hat „abstimmen“ lassen.

Der nächste Punkt in dem die Grenzen gesprengt wurden, bezieht sich auf die Vermarktung des Buches. In einem Interview mit Robert Scoble , beschreibt Ferriss, dass er auch kein herkömmliches Marketing betrieben hat. Er hat aber sich ein halbes Jahr intensiv mit Blogs und dem Web 2.0 beschäftigt. Und hat sein Buch dem einen oder anderen Blogger vorgestellt. Danach einige Radio- und Fernsehinterviews und der neue Bestseller-Autor war geschaffen.

Am Inhalt des Buches fasziniert mich am meisten der Ansatz. Timothy hält absolut nichts davon, das ganze Leben „wie ein Sklave“ zu arbeiten, um dann im Rentenalter die Millionen genießen zu können. Sicherlich ein interessanter Diskussionspunkt, wenn Sie sich überlegen, wie wenige Menschen überhaupt ihre Rente über lange Jahre bei guter Gesundheit genießen können. Er schlägt vielmehr vor, sich immer wieder kurze (oder auch längere) Auszeiten zu nehmen, er nennt sie „miniretirements“.

Wie wirksam solche längere Pausen vom Alltag sein können, hat mir vor Jahren einmal ein anderer Teilnehmer in einem Seminar beschrieben. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, alle 3 bis 4 Jahre eine Auszeit von ca. 12 Wochen zu nehmen. Er hatte einen sehr anspruchsvollen Job als Programmierer, mit vielen Überstunden. Diese Auszeiten halfen ihm, wie er sagte, „wieder auf den Teppich herunter zu kommen“. Sich wieder die wesentlichen Dinge im Leben bewußt zu machen und zu erkennen, dass die Welt sich weiter dreht, auch wenn wir einmal einige Zeit nicht am Arbeitsleben teilnehmen.

Timothy Ferriss stellt immer wieder die herkömmlichen Denkansätze in Frage. So auch in seinen 10 Regeln, die er als Grundlage für das Buch beschreibt:

  1. Die Rente ist eine Versicherung für den Worst Case
    Die Rentenvorsorge ist wie eine Lebensversicherung. Sie sollte als nicht mehr angesehen werden, als eine Absicherung für den schlimmsten Fall. Die Rente als alleiniges Ziel ist schon aus folgenden Gründen ein fehlerhafter Ansatz:
    a. Sie beruht auf der Annahme, dass das was wir tun, uns keine Freude bringt
    b. Viele Leute werden es finanziell überhaupt nicht schaffen, ohne Zusatzeinkommen in die Rente zu gehen.
    c. Wenn Sie das ganze Leben hart gearbeitet haben, was wird Sie in der Rente erwarten? Entweder wird Ihnen nach vier Wochen so langweilig, dass Sie etwas Neues anfangen oder Sie sterben nach viel zu kurzer Zeit.
  2. Interessen und Energien verhalten sich zyklisch
    Würden Sie für 10 Millionen Euro 24 Stunden für 15 Jahre arbeiten können? Natürlich nicht, Das schafft keiner. Aber viele versuchen diesem nahe zu kommen. Und wundern sich dann, wenn sie mit 40 ausgebrannt und körperlich am Ende sind. Abwechselnde Perioden von Aktivität und Ruhe sind überlebensnotwendig.
  3. Weniger arbeiten hat nichts mit Faulheit zu tun
    Weniger bedeutungslose Arbeit zu verrichten und mehr Dinge zu tun, die einem wirklich am Herzen liegen, ist keine Faulheit. Auch wenn dieses hart zu akzeptieren ist in unserer Gesellschaft, in der nur der gilt, der viele Stunden täglich schuftet. (Die Diskussionen um ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie es z.B. von Götz Werner propagiert wird, gehen z.B. in dieselbe Richtung.)
  4. Die Zeit ist niemals die richtige
    Egal, ob Sie den richtigen Zeitpunkt zum Kinderkriegen suchen oder den idealen Absprung aus dem Angestelltendasein – für die meisten Entscheidungen scheint nie der richtige Zeitpunkt zu kommen. Tun Sie es einfach!
  5. Bitte um Vergebung, nicht um Erlaubnis
    Wenn es keinen unersetzbaren Schaden bei Ihren Mitmenschen anrichtet, versuche einfach das Neue und rechtfertige Dich später. Wenn der mögliche Schaden wieder gutgemacht werden kann, lass Dich nicht von wohlmeinenden Ratschlägen abhalten. Tue es, und bitte notfalls hinterher um Vergebung.
  6. Konzentriere Dich auf Deine Stärken und nicht auf die Schwächen
    Die meisten Menschen sind nur in wenigen Dingen gut und in den meisten anderen schlecht. Konzentriere Dich auf Deine Stärken und finde Menschen, an die Du alles andere delegieren kannst.
    Dinge im Überfluss verkehren sich ins Gegenteil
  7. Man kann auch von guten Dingen zu viel haben, dann beginnt man es oft zu hassen. Lifestyle Design zielt nicht darauf ab, Freizeit im ‹berfluss zu haben, sondern die freie Zeit mit sinnvollen Tätigkeiten zu nutzen, die einem selbst und den Mitmenschen möglichst viel Energie bringen.
  8. Geld allein ist nicht die Lösung
    Immer mehr Geld zu scheffeln, hilft nicht weiter. „Wenn ich nur mehr Geld hätte“ ist die am meisten benutze Ausrede, sich um Entscheidungen zu drücken.
  9. Das relative Einkommen ist wichtiger als das absolute Einkommen
    Um dies zu verdeutlichen, bringt Ferriss folgendes Beispiel: Zwei hart arbeitende Kumpel treffen sich. A arbeitet 80 Stunden die Woche, B nur 10 Stunden pro Woche. Beide verdienen 50.000 Euro pro Jahr. Wer ist reicher? Nach Timothy ist es eindeutig der Kumpel B, weil er pro Stunde viel mehr verdient und damit mit der ¸brigen Zeit viel freier umgehen kann.
  10. Distress ist schlecht, Eustress ist gut
    Diese Feststellung ist sicherlich nicht neu. Die Frage ist nur, wie weit richtet man sein Leben darauf aus, mehr von dem positiven Stress zu bekommen.

Soweit zu den grundlegenden Regeln von Timothy Ferriss. Mit welchen Mitteln er es tatsächlich geschafft hat, seine 80-Stunden Arbeitswoche auf 4 Stunden in der Woche zu reduzieren und wie er mit überschaubaren finanziellen Mitteln trotzdem das Leben eines Millionärs gelebt hat, das erzähle ich in einem der nächsten Beiträge.

Ein bisschen Spannung muß sein 😉

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