So ähnlich lautet der Titel des Interviews, den Vaiju Naravane, Europa-Korrespondent der indischen Tageszeitung The Hindu mit Azim Premji
geführt hat.
Ich muß gestehen, bis vor einem Jahr wußte ich nichts über den Herren. Und hatte auch noch nichts von seiner Firma Wipro gehört, zumindest nichts behalten. Dann erzählte Thomas Friedman in seinem Buch „The world is flat“ von diesem indischen Softwareriesen, der inzwischen zu einer der größten Firmen Indiens angewachsen ist.
Azim Premji war 21 Jahre alt und studierte noch in Stanford im Grundstudium Ingenieurwesen, als er 1966 vom plötzlichen Tod seines Vaters erfuhr und daraufhin das familieneigene Pflanzenölunternehmen übernahm.
Unter seiner Führung expandierte seine Firma Wipro ins Softwaregeschäft und ist heute der weltgrößte unabhängige Anbieter von Forschung und Entwicklung sowie Indiens größte Outsourcing-Firma. (Wikipedi.de)
Besonders faszinierend finde ich die Antworten von Herrn Premji auf folgende Frage:
„Warum ist Indien Ihrer Meinung nach so erfolgreich im Informatik-Bereich? Verfügen die Inder diesbezüglich über eine besondere Begabung? Sind sie fleißiger? Sind sie disziplinierter?
Als wir vor 20 Jahren, Mitte der 80er Jahre, angefangen haben, war unser Image erbärmlich. Genau wie das der Japaner oder Koreaner. Wir haben deshalb zunächst versucht, uns abzuheben, vor allem durch die Entwicklung international anerkannter Qualitätsmanagementsysteme, welche zu einer wahrhaftigen Unternehmenskultur geworden sind.
Zweitens ist die Informatik eine Branche, in der man keine hohe Kapitaleinlage benötigt. Man kann mit sehr wenig Geld ein Softwareunternehmen aufbauen. Es ist zahlreichen Menschen gelungen, Start-ups zu gründen und damit in einer Branche mit hohen beruflichen Standards Fuß zu fassen. Die indische Softwareindustrie – und ich spreche hier nicht von den drei Marktführern, sondern von den 50 größten Unternehmen – kann dem Vergleich mit den besten Firmen der Welt problemlos standhalten.
Drittens ist der Beruf des Ingenieurs bei uns ein einträglicher und angesehener. Jawaharlal Nehru hatte seinerzeit die Entwicklung einer indischen Industrie gefördert, die in der Lage war, Importe zu ersetzen und industrielle Erzeugnisse für den Binnenkonsum herzustellen. Während des Aufbaus dieser nationalen Industrie waren Ingenieure gefragt. Nur die Besten haben damals diesen Beruf ausgeübt. Heute ist Mathematik selbst in den entlegensten Dörfern Teil des regulären Lehrplans. Die Schüler werden dazu ausgebildet, Ingenieure zu werden. Und die Eltern ermutigen ihre Kinder, diesen Wegen einzuschlagen, wenn sie sehen, dass die Berufschancen gut sind. Das Angebot an Talenten steigt weiterhin und das ist die Hauptsache. Die begabtesten jungen Menschen haben sich für den Beruf des Ingenieurs oder des Arztes entschieden. Dies erklärt, warum wir auch über die besten Ärzte der Welt verfügen.“
Die Zahlen zeigen, wie erfolgreich Indien mit dieser Strategie inzwischen geworden ist:
In Deutschland schließen pro Jahr etwa 35.000 angehende Ingenieure ihr Studium ab. In den USA sind es 75.000. Und in Indien?
400.000 (vierhunderttausend)
Dass diesen Absolventen eine große Nachfrage gegenüber steht, zeigt sich schon daran, dass allein IBM 80.000 Ingenieure und Programmierer in diesem Jahr einstellen will.
Auf jeden Fall können wir festhalten, dass Mathematik nicht nur Spaß machen sondern sich auch noch lohnen kann. Nicht nur für die vielen, vielen Schüler sondern auch für Herrn Premji selbst. Schließlich hat er es geschafft, 2006 zu dem zehntreichsten Menschen auf der Welt aufzusteigen.
Wer mehr über diesen erfolgreichen indischen Unternehmer wissen möchte, der schaue lieber bei der englischen Version von Wikipedia nach. Dort gibt es auch interessante weiterführende Links.
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